Jedes Nein für andere ist ein Ja für dich: Der Weg zur Selbstfürsorge als Mama mit "nein" sagen
- saskiawill
- 19. Aug. 2024
- 6 Min. Lesezeit
In diesem Blogbeitrag geht es nicht darum, wie du als Mama "Nein" zu deinen Kindern sagst, wenn es um Verbote oder Regeln geht – das ist ein Thema für sich. Vielmehr möchte ich über das Nein sagen zu den Aufgaben, Erwartungen und Forderungen sprechen, die andere an dich stellen. Als Mütter fühlen wir uns oft verpflichtet, allen gerecht zu werden, sei es im Freundeskreis, in der Familie oder im Beruf. Doch was passiert, wenn wir immer wieder Ja sagen, obwohl wir eigentlich Nein meinen? Es führt zu Überlastung, Stress und manchmal sogar zu einem Gefühl der Resignation. Jedes Nein, das du aus Selbstschutz aussprichst, ist gleichzeitig ein Ja zu dir selbst und deinen Bedürfnissen. In diesem Beitrag möchte ich dir zeigen, wie du diese Macht des Nein-Sagens für dich entdecken kannst und warum es so wichtig ist, für dein eigenes Wohlbefinden und das deiner Familie.

Mein Weg zum Nein-Sagen: Wie ich lernte, für mich und meine Familie einzustehen
Ich möchte hier eine persönliche Geschichte mit dir teilen, die mir geholfen hat, den Wert des Nein-Sagens zu erkennen. Für lange Zeit habe ich gefühlt immer Ja gesagt – zu allem und jedem, außer zu mir selbst und meiner eigenen Familie. Ich weiß, woher dieses Verhalten kommt. Als Kind habe ich mich oft allein gefühlt und den Entschluss gefasst, es allen zu beweisen, wie stark und fähig ich bin. Ich wollte zeigen, was ich alles leisten kann und wie wertvoll ich bin wenn ich doch etwas für andere tue.
Doch dieses ständige Ja-Sagen führte mich immer wieder in Situationen, die mir nicht gut taten. Ich zog Herausforderungen und Schwierigkeiten nahezu magisch an, weil ich mich nie traute, Nein zu sagen und damit meine eigenen Grenzen zu setzen. Diese Last trug ich so lange, bis es mir 2023 alles zu viel wurde. Es war ein anhaltender Druck, der sich bis ins Frühjahr 2024 erstreckte, bis ich endlich den Entschluss fasste: Es ist Zeit, es mir und meiner Familie recht zu machen.
Mit der Unterstützung meines Coaches begann ich, Schritt für Schritt, jeden Tag ein bisschen mehr, für mich selbst einzustehen. Das bedeutete, Nein zu sagen – und es tat gut. Diese Erleichterung, nicht noch mehr Aufgaben aufgebürdet zu bekommen, zugesagte Verpflichtungen doch wieder abzulehnen, und zu erleben, dass mein Gegenüber nicht immer sauer auf mich war, war befreiend. Das war meine größte Erkenntnis: Nicht jeder ist verärgert, wenn man ehrlich sagt, dass einem etwas zu viel wird. Und wenn doch, habe ich gelernt, dass solche Menschen vielleicht nicht die richtigen in meinem Leben sind.
Dieser Prozess des Nein-Sagens war eine Reise zu mir selbst, zu mehr Klarheit und zu einem besseren Verständnis meiner eigenen Bedürfnisse. Es hat mein Leben als Mama nachhaltig verändert, und ich frage dich: Kennst du dieses Gefühl auch? Hast du auch schon erlebt, wie befreiend es sein kann, Nein zu sagen?
Warum Nein sagen so schwer fällt
Für viele Mütter ist das Nein-Sagen eine echte Herausforderung. Warum fällt es uns so schwer, Grenzen zu setzen und unsere eigenen Bedürfnisse in den Vordergrund zu stellen? Die Gründe dafür sind vielfältig. Einerseits sind wir oft darauf konditioniert, es allen recht machen zu wollen. Schon früh lernen wir, dass es belohnt wird, wenn wir uns anpassen und hilfsbereit sind. Dieses Verhalten führt dazu, dass wir als Erwachsene oft Ja sagen, selbst wenn es uns eigentlich zu viel wird. Hinzu kommt die Angst vor Ablehnung oder vor Konflikten. Wir befürchten, dass wir andere enttäuschen oder dass sie uns nicht mehr mögen könnten, wenn wir Nein sagen.
Auch das Bedürfnis, als „gute“ Mutter wahrgenommen zu werden, spielt eine Rolle. Viele Mütter fühlen sich verpflichtet, in allen Bereichen – ob zu Hause, bei der Arbeit oder im sozialen Umfeld – perfekt zu sein. Sie sagen Ja zu allem, um den Erwartungen gerecht zu werden, die sie glauben, erfüllen zu müssen. Doch diese ständige Zustimmung kann zu einer enormen Überlastung führen, die auf Dauer sowohl physisch als auch psychisch belastend ist.
Die Vorteile des Nein-Sagens
Doch was passiert, wenn wir anfangen, Nein zu sagen? Die positiven Auswirkungen sind enorm. Durch das bewusste Setzen von Grenzen gewinnst du mehr Zeit und Raum für dich selbst. Weniger Verpflichtungen bedeuten weniger Stress und eine bessere Balance im Alltag. Das Nein-Sagen hilft dir, dich auf das Wesentliche zu konzentrieren und deine Energie für die Dinge einzusetzen, die dir wirklich wichtig sind – sei es Zeit mit der Familie, Hobbys oder einfach mal eine wohlverdiente Auszeit.
Ein weiterer Vorteil des Nein-Sagens ist, dass es deine Beziehungen stärken kann. Indem du ehrlich bist und deine Grenzen kommunizierst, zeigst du anderen, wer du wirklich bist und was du brauchst. Das kann dazu führen, dass deine Beziehungen authentischer und tiefer werden. Menschen, die deine Grenzen respektieren, sind in der Regel auch diejenigen, die dich wirklich schätzen und unterstützen.
Praktische Strategien, um Nein zu sagen
Das Nein-Sagen will gelernt sein, aber es ist keineswegs unmöglich. Hier sind einige Strategien, die dir dabei helfen können:
Kenne deine Prioritäten: Bevor du Nein sagen kannst, musst du dir darüber im Klaren sein, was dir wirklich wichtig ist. Mache dir eine Liste deiner Prioritäten und Ziele, um besser entscheiden zu können, wofür du deine Zeit und Energie aufbringen möchtest.
Finde deine Worte: Ein Nein muss nicht unhöflich sein. Es gibt viele Wege, respektvoll und freundlich Nein zu sagen. Zum Beispiel könntest du sagen: „Vielen Dank für die Anfrage, aber ich habe im Moment leider keine Kapazität dafür.“ Oder: „Das klingt nach einer tollen Gelegenheit, aber ich muss mich auf andere Dinge konzentrieren.“
Übung macht den Meister: Beginne damit, in kleineren, weniger bedeutenden Situationen Nein zu sagen. Mit der Zeit wird es dir immer leichter fallen, auch in wichtigeren Situationen deine Grenzen zu setzen.
Erwartungen klären: Kommuniziere klar, was du leisten kannst und was nicht. Das hilft, Missverständnisse zu vermeiden und sorgt dafür, dass du nicht ständig über deine eigenen Grenzen gehst.
Gönn dir Pausen: Manchmal ist es auch hilfreich, um Bedenkzeit zu bitten, bevor du eine Entscheidung triffst. So kannst du in Ruhe überlegen, ob du wirklich Ja sagen möchtest oder ob ein Nein vielleicht doch die bessere Wahl ist.
Nein sagen in der Praxis: Beispiele aus dem Alltag
Wie sieht das Nein-Sagen im Alltag konkret aus? Nehmen wir ein paar typische Situationen unter die Lupe:
Bei der Arbeit: Dein Chef bittet dich, ein zusätzliches Projekt zu übernehmen, obwohl du schon völlig ausgelastet bist. Anstatt sofort Ja zu sagen, könntest du antworten: „Ich sehe, dass das Projekt wichtig ist, aber mein aktueller Arbeitsplan lässt keine zusätzliche Verantwortung zu. Vielleicht können wir gemeinsam nach einer Lösung suchen.“
Im Freundeskreis: Eine Freundin fragt dich, ob du ihr bei einem Umzug helfen kannst, aber du bist bereits völlig erschöpft von der Woche. Hier könntest du sagen: „Ich würde dir gerne helfen, aber ich brauche dieses Wochenende wirklich zum Ausruhen. Vielleicht kann ich dir auf eine andere Weise unterstützen.“
In der Familie: Ein Familienmitglied bittet dich, bei der Organisation eines großen Familientreffens zu helfen, aber du hast schon andere Verpflichtungen. Du könntest sagen: „Das Treffen ist mir wichtig, aber ich kann dieses Mal keine Verantwortung übernehmen. Ich bin sicher, dass es auch ohne meine Hilfe großartig wird.“
Wie du das Nein sagen als Teil deiner Selbstfürsorge etablierst
Das Nein-Sagen sollte nicht als Egoismus betrachtet werden, sondern als ein wichtiger Teil der Selbstfürsorge. Indem du bewusst Ja zu dir selbst und deinen Bedürfnissen sagst, legst du den Grundstein für ein ausgeglichenes und gesundes Leben. Du kannst das Nein-Sagen als eine Art Ritual etablieren – ein Moment, in dem du innehalten und bewusst entscheiden kannst, ob du eine zusätzliche Aufgabe übernehmen möchtest oder nicht. Denke daran: Jedes Nein für andere ist ein Ja für dich.
Umgang mit negativen Reaktionen
Natürlich wird es nicht immer einfach sein, Nein zu sagen. Es gibt Menschen, die nicht gut auf ein Nein reagieren. Aber das ist in Ordnung. Wichtig ist, dass du bei deiner Entscheidung bleibst und dich nicht von negativen Reaktionen aus der Ruhe bringen lässt. Bereite dich darauf vor, dass nicht jeder dein Nein sofort akzeptieren wird, und erinnere dich daran, dass du das Recht hast, deine eigenen Grenzen zu setzen. Menschen, die dich wirklich schätzen, werden das verstehen und respektieren.
Fazit: Dein Ja zu dir selbst

Am Ende geht es darum, dir selbst treu zu bleiben und deine eigenen Bedürfnisse ernst zu nehmen. Jedes Nein, das du aussprichst, ist ein Schritt in Richtung Selbstfürsorge und persönlicher Freiheit. Es ist ein Ja zu dir selbst, zu deiner Gesundheit und zu deinem Wohlbefinden.
Aber nicht nur du profitierst davon – auch deine Kinder werden es dir danken. Wenn du dir die Freiheit nimmst, öfter Nein zu sagen, gewinnst du mehr Ruhe und Gelassenheit. Das millionste Mal „Mama“ an einem Tag ist dann plötzlich nicht mehr so belastend, weil deine eigenen Bedürfnisse beachtet wurden und du mehr Kapazitäten hast, auf die Bedürfnisse der wichtigsten Menschen in deinem Leben einzugehen: deine Kinder. Wenn du gut für dich selbst sorgst, hast du auch die Energie und Geduld, die deine Kinder verdienen. So wird jedes Nein zu anderen auch ein großes Ja zu deiner Familie.
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